Ich wollte nie Designer oder Entwickler werden!
Jeder kennt es doch. Irgendwann geht es mit der Schule zu Ende und man muss schauen wie es weiter geht. Mutti sitzt zuhause wie auf Kohlen und zerbricht sich den Kopf, was aus ihrem kleinen, inzwischen schon recht großen, Sohn nur werden soll.
David, was hast du nach der Schule nur vor????
Der Sohn ihrer Freundin ist sich schon ganz sicher, was er mal machen möchte wenn die Schule geschafft ist. In einer Bank arbeiten und viel Geld verdienen sei sein Ziel. Klasse, denk ich mir und stell' mir die Frage der Fragen: "David, was hast du nach der Schule nur vor????". Fragte man sich so durch den Freundeskreis, waren auch hier viele schon soweit und wussten tatsächlich, was sie jetzt tun werden. Michael möchte sein Abitur nachholen, um später Geografie in Berlin zu studieren. Er möchte die Welt kennenlernen etc. etc. Daniel ist wie verrückt nach Sport und geht nach Chemnitz auf die Sportschule, wo er sich den Durchbruch erhofft, einmal ein gut bezahlter Fußballspieler zu werden. Maria möchte ihr kleines Pflegestudio aufmachen, so wie es Ihre Mutter früher auch schon hatte. Mike geht erstmal ein Jahr in die USA, um Land und Leute kennenzulernen. Sein Englisch möchte er in dem einen Jahr natürlich auch stark verbessern, um später einmal davon profitieren zu können. Rene hat viel Spaß daran Dinge zu organisieren und zu leiten. Auf Klassenfahrten war er der, der die Führung der Gruppe in die Hand nahm, damit auch alles so klappte, wie es klappen sollte. Rene ist nun auf dem Weg nach Hamburg, um eine Ausbildung zum Eventmanager bei einer großen Agentur zu machen.
Lange Rede, kurzer Sinn. Im Grunde wussten so ziemlich alle, was nun passieren wird. Außer David natürlich... Ach ja, bevor ich vergesse, es zu erwähnen: die Geschichten und Namen sind rein fiktiv und haben keinen Wahrheitsgehalt :)
So, weiter im Text... Möglichkeiten gab es nicht sonderlich viele. Jedenfalls keine, weswegen ich mit Hurra-Schreien durch die Stadt gelaufen wäre. Ein paar Bewerbungen habe ich an Bäcker und Autohäuser geschrieben, was aber nichts brachte. Schade eigentlich :) Letztendlich bin ich dann in einer schulischen Ausbildung zum - Achtung - "Datenverarbeitungs-Kaufmann" gelandet. Klingt schon spannend oder? Rückblickend war es das nicht wirklich. Wobei ich ein paar Sachen in Excel und Co. schon bei mir behalten konnte. Hurra!
Ich lehnte aber den Dienst an der Waffe ab, um mich wichtigeren Dingen zu widmen
Irgendwie gab es nun aber immernoch keine wirkliche Idee wie es jetzt weiter geht. Es musste also ein Wunder passieren. Man will es kaum glauben, aber es passierte tatsächlich eines... Vater Staat ließ mich zur Musterung anrücken... Hatte ich doch glatt verdrängt, dass wir ja die allseits beliebte Wehrpflicht in unserem Lande haben. Ich lehnte aber den Dienst an der Waffe ab, um mich wichtigeren Dingen zu widmen. Zivi Junge!!! So kam es, dass ich im tiefsten Winter meinen Zivildienst in einem Altersheim antrat, um den Älteren, die nicht mehr so konnten wie sie mochten, das Leben etwas einfacher und schöner zu machen. Es ist doch schön, einen dankbaren Blick einer Frau zugeworfen zu bekommen, nur weil man das Quietschen ihrer Gehhilfe mit ein paar Spritzern WD40 beseitigt hat. Auf jeden Fall habe ich Sachen gesehen, die ich vielleicht nicht hätte sehen wollen. Alles in allem war es aber eine ganz nette und interessante Zeit, die nach zehn Monaten auch schon wieder ihr Ende fand. Pflicht erfüllt!
Klatsch! Wieder gab es jetzt das Problem des Weitermachens... Täglich grüßt das Murmelt(h)ier...
Es kam anders als gedacht und ich ging nochmal zurück auf die Schulbank. Fachabi sollte gemacht werden. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, sollte das Ganze in einem Jahr passieren. Man muss sich ja auch mal was zutrauen :) Ein Jahr hatte dann irgendwie doch nicht geklappt. Ich hatte einen Schnitt von 2.3, aber in der Matheprüfung eine 4 und auch auf dem Zeugnis wäre es eine vier gewesen. Zum Glück musste ich in die Mathe Nachprüfung, um mich dort knallhart durchfallen zu lassen.
Also hieß es, das Jahr noch einmal zu machen. Das Ende vom Lied nach Jahr zwei war dann ein Schnitt von 3.3 und die 4 in Mathe blieb auch. Damn! OK, zugegeben habe ich in Jahr zwei nicht durch Anwesenheit geglänzt. Ob ich mehr an- oder abwesend war, kann ich heute nicht mehr genau sagen. Dumm gelaufen alles, aber ich bereue es zu keinem Stück!!! Denn ein paar Sachen passierten in genau diesem zweiten Jahr die wohl sonst so nicht passiert wären.
- Ich lernte mein Julchen kennen und lieben
- Wir (nein, nicht Jule und ich) gründeten einen Verein und bauten einen sehr großen Beton-Skatepark in Plauen
- Und ich wusste endlich was ich machen möchte
Die zwei Jahre Abi waren wohl die sinnlosesten und gleichzeitig wichtigsten Jahre in meinem Leben. Ach herrje... Wie das nur klingt :)
Und ja, es waren auch sehr lustige Jahre mit teilweise sehr tollen Lehrern (ja, das kommt aus meinem Mund). Danke für das viele Verständnis für mein teilweise recht großes Desinteresse, aber auch dem gleichzeitigen Glauben an mich. Tschagga!
Am Ende meines Fachabis wusste ich, dass es nun endlich was geben muss, das mich interessiert. Wie oben geschrieben, wurde mir langsam klar, was ich nun machen wollte. Die ganze Zeit neben der Schule hatte ich ein Hobby, das mir mehr und mehr Spaß machte. Ich erstellte Websites! Auslöser war Kotbert (insider), der damals eine Website hatte, wo es um Klofotos ging. Klingt spannend was? Ja war ganz lustig das ganze und immerhin war es für mich so toll, dass ich mich hinsetzte und eine BMX-Plauen-Website erstellt habe. Das Ganze wurde dann immer interessanter. Die Websites wurden komplexer und ich verstand mehr und mehr die Technik dahinter. Kurz gesagt: Ich habe da was gefunden, das mir Spaß macht und mit dem man auch noch Geld verdienen kann. Super!
So kam es dann, dass ich mich so gegen Ende des Fachabis nach Firmen umgeschaut habe, bei denen ich anfangen konnte, mein Hobby zum Beruf zu machen. Ich suchte mehr oder weniger nur im Internet und hatte dann sage und schreibe drei Vorstellungsgesprächstermine in der Tasche. Guter Schnitt... Drei Bewerbungen mit drei Einladungen. Kann man machen. Die drei Glucklichen waren:
Als Bewerbung reichte immerhin eine E-Mail aus, in welcher ich meine eigene - mittlerweile ganz ordentliche - Website zeigte und fragte, ob sie noch Azubis für die ausgeschriebene Stelle bräuchten. Ganz ehrlich gesagt war das - so blöd es auch klingen mag - relativ einfach. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich meine Bewerbung nicht in Form von drei weißen Blatt Papier abgegeben, sondern ich hatte etwas zu zeigen. Meine eigene Website mit meinen eigenen Arbeiten, die ich im Laufe der Zeit so angesammelt hatte. Es ist schön, dass auch dieser Weg ein möglicher ist und dass nicht alles immer in einer schwarzen Klemmmappe stecken muss mit der Aufschrift "Bewerbung".
Mein Vorstellungsgespräch war das reinste Chaos
Das Vorstellungsgespräch in Köln war das reinste Chaos und vielleicht war genau das auch ein Grund, warum ich mich gleich gut aufgehoben fühlte. Chaos war es deswegen, weil ich zur falschen Geschäftsstelle gegangen bin und leider auch nicht viel Zeit hatte, da mein Zug am gleichen Tag wieder zurück gefahren ist. Doch netterweise wurde ich dann per Auto abgeholt und so lief das Gespräch zum einen Teil während der Fahrt im Auto und zum anderen Teil bei einer Limo in einem Cafe am Dom ab. Mal was anderes würde ich sagen :)
Irgendwann kam dann mal ein Anruf, dass man sich doch für mich entschieden hatte und ich bald meinen Ausildungsvertrag per Post bekommen würde. Fäääätt, mein erster. Wobei das nicht ganz stimmt, aber sagen wir mal, dass es der erste ist, der Sinn ergeben hat.
Obwohl es in Berlin und Hannover auch nicht schlecht für mich aussah, habe ich mich also letztendlich für Köln und somit für die nexum AG entschieden. War keine Fehlentscheidung würde ich jetzt mal so in die Runde werfen. Auch heute noch arbeite ich bei der nexum und habe meinen Azubi-Titel gegen den eines Designers eingetauscht. Crazy!
Mehr gibt es im Grunde auch nicht zu sagen. Warum ich das ganze Zeug da oben überhaupt geschrieben habe? Das ist ganz einfach zu erklären. Des öfteren kommen Mails in denen ich gefragt werde, wie ich zu dem gekommen bin, das ich heute mache, ob ich studiert habe und andere ähnliche Fragen in diese Richtung. Und um nicht immer die gleiche Mail zurück zu schreiben habe ich gedacht, dass man das auch als Artikel im Blog unterbringen kann, da es vielleicht auch noch ein zwei Leute mehr interessiert. Wenn nicht, ist es aber auch nicht schlimm.
Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass mir meine Arbeit auch heute noch Spaß macht und ich mir aktuell auch nicht vorstellen könnte, etwas anderes zu machen. Es scheint so als seien die Sachen, die eher zufällig passieren die, die wirklich gut werden.
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